Wie schreibt man eine gute Rede?

Die Frage nach dem optimalen Aufbau einer Rede beschäftigt uns ja immer wieder. Jetzt sind wir im Blog von PapersMaster auf eine Infografik (siehe unten) gestoßen, die eine Antwort versucht und Dutzende von Punkten für die perfekte Rede enthält. Ein paar Tipps daraus:

  • Große Reden müssen klar, prägnant, informativ und interessant sein.
  • Sie sollten:
    • zur Debatte herausfordern
    • emotional mitreißend
    • zum Nachdenken anregen
    • Zusammenhänge verdeutlichen.
  • Stark anfangen: Beim Beginn einer Rede wird ein überraschender “Haken” gebraucht und einen Hinweis darauf, was das Publikum erwartet und mit dem es etwas anfangen kann.
  • Wenn der erste Entwurf fertig ist:
    • laut lesen
    • jemanden anderes vorlesen lassen
    • checken, ob der natürliche Sprachfluss stimmt.
  • Und ein paar Hinweise für den Redner:
    • üben, üben, üben
    • eine eigene Entspannungstechnik herausfinden
    • lächeln
    • Spaß an der Rede haben.

Nun wissen wir selbst, wie schwierig es ist, solche Ratschläge in der Praxis dann auch tatsächlich umzusetzen. Aber es ist auf jeden Fall hilfreich, wenn eine solche Infografik beim Redenschreiben an der Wand hängt oder neben dem Computer liegt.

Speech Writing
Courtesy of: https://papersmaster.com

Reden schreiben ist heute mehr als nur einfach Reden schreiben

Wir bei conosco tun eigentlich viel zu wenig für unsere Weiterbildung. Leider. Aber jetzt haben wir uns doch aufgerafft und an der 5. Tagung „Reden schreiben“ der Deutschen Presseakademie in Berlin teilgenommen. Ein Tag voller Anregungen und konkreter Tipps. Nun sind wir zwar „alte Hasen“ auf diesem Gebiet. Aber so ein Austausch mit erfahrenen Referenten und Kollegen aus dem mitveranstaltenden Verband der Redenschreiber deutscher Sprache (VRdS) bringt doch etliche neue Ideen. Zumal das Thema der gutbesuchten Veranstaltung „Routine neu denken“ war.

Das fing schon am Vorabend bei einem Dinner mit Gregor Gysi an. Der ehemalige Fraktionsvorsitzende der Linken im Bundestag verriet einige seiner rhetorischen Tricks. Allerdings beschäftigt er gar keinen Redenschreiber, sondern denkt sich seine spitzzüngigen Bemerkungen alle selbst aus. Was natürlich von großem Vorteil ist, weil er sich und seine Fähigkeiten am besten kennt. Dazu zählt bei ihm vor allem der typische Humor und die Schlagfertigkeit, sofort auf Vorlagen wie z.B. Zwischenrufe zu reagieren.

depak

Trotzdem ein paar Sätze zum Merken:

  • Ein Redner muss für sein Thema brennen und sich für etwas persönlich engagieren, sonst kann er sein Publikum nicht überzeugen.
  • Die Rede muss einfach sein und nachvollziehbare Bilder verwenden, sonst steigen die Zuhörer aus. Eine Aneinanderreihung von Zahlen ist tödlich.
  • Beim Vortrag selbst müssen Tempo, Lautstärke und Sprachrhythmus ständig in Bewegung sein, damit keine Langeweile aufkommt. Mimik und Gestik sind ebenso wichtig.
  • Und schließlich die bittere Wahrheit des Profis: „Auch der beste Redenschreiber wird aus einem schlechten Redner keinen guten machen können“.

Dessen ungeachtet bemühten sich die Tagungsteilnehmer am nächsten Tag redlich, ihr Handwerkszeug zu verfeinern. Denn aus der Reden-Schreibwerkstatt sollen schließlich Skripte kommen, mit denen der Auftraggeber seine Botschaft zielsicher an die Frau oder den Mann bringt. Und gleichzeitig sein Publikum glänzend unterhält.

Nur griffige Bilder zählen

Die vielen Ratschläge, Tipps und praktischen Erfahrungen, die in Vorträgen, Workshops und Textkliniken vermittelt wurden, sind nun in unseren Köpfen gespeichert. Und werden hoffentlich bei der nächsten Wirtschaftsrede, die wir für unsere Kunden texten, zum Einsatz kommen. Ob das der Verzicht auf langweilige Begrüßungen am Anfang ist? Die Verwendung von Schachtelsätzen, unnötigen Anglizismen oder Füllwörtern. Oder dass nur Worte kunstvoll aneinanander gereiht werden, statt nach griffigen Bildern zu suchen. Denn nur die bleiben am Ende in den Köpfen der Zuhörer hängen.

Eine Rede in 140 Zeichen

Und eine schöne Rede alleine – auch das ist eine Erkenntnis – ist zu wenig. Sie muss heute so aufgebaut sein, dass ihre Kernbotschaft mit zwei Sätzen in die Tagesschau passt oder als 140 Zeichen auf Twitter verbreitet werden kann. Und für ein Facebook-Posting mit Foto muss es auch noch reichen. Deshalb ist die zentrale Aussage (die auch gerne während der Rede mehrfach wiederholt werden darf!!!), der rote Faden zwischen dem überraschenden Einstieg und dem zusammenfassenden Ende und ein paar knackige Sätze, die im Gedächtnis zurückbleiben, auch so entscheidend für den Erfolg.