Corporate Weblogs: Was man besser nicht tun sollte

Thomas Pleil stellt im  Textdepot  fünf „Dont’s“ für das Corporate Blogging vor:

  1. Pseudonym bloggen
  2. Keine “About”-Seite
  3. Kein Start-Posting
  4. Kein Impressum
  5. Technische Spielereien

Ebenfalls fünf Punkte nennt die Studie „Blogging Success“ der Northeastern University und der Firma Backbone Media Inc. „In order to identify the elements of a successful blog, the research team interviewed  twenty corporate bloggersfrom companies of varied size and industry, and asked each blogger a series of standardized questions. Only bloggers who had been blogging for over one year and considered their blogging efforts successful were eligible to participate„, heißt es.

Die fünf Faktoren, die in der Studie herausgefunden wurden, sind:

  1. Kultur
  2. Transparenz
  3. Zeit
  4. Dialog
  5. Unterhaltender Stil und Personalisierung

Hier gibt es die Studie (inkl. der 20 Fallstudien) als  Executive Summary  oder komplett zum  Download.

Der neue PR-Trend: Flog

Nachdem die renommierte PR-Agentur Edelmann mit ihren Flogs (Fake-Blogs) von einem  Skandal  in den  nächstenstolpert und schon arg an Glaubwürdigkeit verloren hat, scheint sich in Deutschland etwas Ähnliches anzubahnen:Robert Basic,  Don Alphonso  und  Peter Turi  (friedlich vereint gegen die „Blogfälscher“) berichten über einen „Fake-Blog“ im German-Blog-Netzwerk des Holzbrinck-Verlages.

Christiane Wolff, Senior PR-Consultant bei der auf Tourismus spezialisierten PR-Agentur Wilde & Partner in München, schreibt (gemeinsam mit etlichen anderen AutorInnen) im  reise blog  des Netzwerkes. Über dies und das, aber auch recht häufig über das Reiseland Indien. Und das betreut sie auch PR-mäßig – etwa im Rahmen des  Indien-Forums  auf der Tourismusmesse der ITB.

Auch sonst  trommelt  Wilde & Partner für Reisen nach Indien: „Unvergessliche Erlebnisse erwarten die Gäste einer Rundreise zu den Superior First Class Hotels von Trident Hilton. Indiens berühmtestes Bauwerk, das Taj Mahal in Agra liegt genauso auf der Route wie die pinkfarbenen Paläste von Jaipur, der malerische Pichola See im romantischen Udaipur, Mumbais legendäres Nachtleben oder die bunten Bazare der indischen Hauptstadt. All diese Highlights lassen sich beliebig kombinieren, einzige Vorraussetzung ist ein Mindestaufenthalt von zwei Nächten in den gebuchten Hotels.“

Wo ist das Problem, wenn eine PR-Beraterin über ihre Reiseerlebnisse bloggt? Warum werden einige Blogger jetzt so sauer, dass sie zu solchen Worten greifen wie „Das ist mies, unanständig und unprofessionell, im höchsten Maß peinlich für Frau Wolff, die Agentur Wilde und vor allem für die Holtzbrinck-Gruppe“ (Peter Turi) oder „Das sind nicht Schwarze Schafe, das sind Eiterpickel, die man ausdrücken muss“ (Robert Basic).

Es ist nicht anzunehmen, dass die beiden das reise blog auf German Blogs regelmässig lesen und sich deshalb persönlich hinters Licht geführt fühlen. Es geht ums Prinzip. Darum, dass Weblogs für mehr Offenheit und Transparenz sorgen können (dazu gab es heute übrigens einen sehr schönen Artikel in der „Welt am Sonntag“ mit Beispielen aus dem US-Wahlkampf, den ich leider online nicht finde) und das sie durch solche Undercover-Aktionen in Mißkredit geraten. Enttäuschung halt und Wut auf die Urheber.

Was kann man daraus lernen? Fake-Blogs sind Unsinn und bringen höchstens kurzfristig einen (vermeintlichen) Vorteil. Denn früher oder später kommt doch Alles ans Licht. Und dann ist die Reputation der Agentur im Eimer, die Glaubwürdigkeit dahin. Selbst wenn das Krisen-Management funktioniert (was bei Edelmann nicht der Fall war), ist kaum noch was zu retten. Ich bin mal gespannt, wie Wilde + Partner sich diese Woche verhalten wird ….

Nachtrag: Christiane Wolff hat sich in „eigener Sache“ zu Wort gemeldet und auch ihre  Selbstdarstellung  im reise weblog von German Blogs geändert. Jetzt weiß jeder, dass sie für Wilde + Partner arbeitet. Ob die heile Blogger-Welt nun wieder in Ordnung ist?  Peter Turi  zeigt sich zumindest versöhnlich.

Und nun  äußert sich auch  die Holzbrinck-Tochter German-Blogs: „Einige Artikel sind in der Tat unglücklich … Aufgrund der gestrigen Diskussion haben wir uns erneut mit den Themen Glaubwürdigkeit, Identität und Schleichwerbung bei germanblogs.de auseinandergesetzt. Wir werden uns bestehende und künftige Beiträge genauer anschauen und löschen, wenn diese unseren Vorstellungen nicht entsprechen. Zusätzlich werden wir werden in den nächsten Tagen eine Blog-Richtlinie für germanblogs.de erarbeiten, die wir jedem von euch vorlegen werden. Feedback hierzu erwünscht! Hierbei geht es um Identität, Authentizität, Quellenangabe, Urheberrecht und Transparenz. …. Wir stehen Kritik und Fehlern offen gegenüber. …

Von konkreten Konsequenzen ist zwar nicht die Rede. Aber der Schuß vor den Bug hat wohl gewirkt. Hätte ich nicht gedacht ….

Dell: Blog bewährt sich in der Krise

Solche  Videos, die bei YouTube herumgeistern, sind für ein Unternehmen alles andere als lustig. Und als es immer mehr wurden, war beim Computerhersteller Dell Krisen-PR angesagt.

Nach mindestens sechs Brand-Unfällen in diesem Jahr musste der weltgrößte PC-Produzent 4,1 Millionen Notebook-Akkus wegen Überhitzungs- und Brandgefahr zurückrufen. Die Aktion dürfte das Unternehmen nach Analystenschätzungen rund 400 Millionen Dollar kosten. Die Hälfte wird voraussichtlich Akku-Lieferant Sony übernehmen, der eigentlich auch für die gefährlichen Stromlieferanten verantwortlich ist.

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Immerhin: Das Dell-Weblog hat sich als Instrument für die Krisen-PR bewährt. Noch bevor die offizielle  Rückrufseitemit den Details für die Kunden im Netz war, veröffentlichte der verantwortliche Manager einen  ersten Beitrag  zu diesem Thema im Blog. Weitere Artikel sind seitdem gefolgt. Der Computerhersteller reagiert damit schnell auf Rückfragen seiner Kunden und klärt offene Fragen.

Neben den betroffenen Kunden nutzen auch Journalisten das Corporate Weblog als Informationsquelle. „Durch die schnelle und offene Kommunikation im Blog kann Dell (zumindest bei einem Teil seiner Kunden) auch in der Krise seine Reputation bis zu einem gewissen Grad schützen und den Vertrauensverlust durch die Krise etwas abfedern. Dass schlechte Produkte unterm Strich zu einem Vertrauensverlust führen, liegt auf der Hand – aber gute Kommunikation kann zumindest den tiefsten Fall verhindern„, schreibt Thomas Pleil in  PR-Fundsachen.

Wieder mal ein gutes Beispiel dafür, dass ein Unternehmensweblog sinnvoll ist. Gleichzeitig zeigt die Verbreitung der Videos von den brennenden Dell-Notebooks aber auch die Risiken, die heute vom „User generated Content“ ausgehen.

Nachtrag: In der  Computer Reseller News  ist unter Berufung auf den US-Blogger  Jeff Jarvis  eine kritische Sicht   auf das Dell-Weblog zu finden. Der begrüßt zwar die Initiative des Konzerns mit den Worten: „Es ist gut, dass sich Dell jetzt mit seinen Kunden befasst„. Um dann aber festzustellen: „Aber uns einen Blog zu geben, der uns nur die Wunder von Dell verkaufen will, bedeutet nicht, in eine echte Konversation einzutreten.“

Was tun, wenn man ins Blogger-Kreuzfeuer gerät?

Weblogs spielen inzwischen eine nicht zu unterschätzende Rolle auf dem Meinungsmarkt. Denn nicht selten greifen auch etablierte Medien die in den Blogs behandelten Themen auf. Connected Marketing beschäftigt sich mit der Frage, wie man als Unternehmen am Besten auf ungerechtfertigte Angriffe aus der Blogosphäre reagieren sollte?

Insgesamt 10 Punkte wurden (bisher) zusammengetragen. Vor allem kommt es danach auf eine schnelle und authentische Reaktion auf die Vorwürfe an, die Drohung mit dem Anwalt ist in der Regel der falsche Weg – denn damit provoziert man eine typische David-gegen-Goliath-Reaktion.

Und was ist, wenn die Kritik in den Weblogs berechtigt ist? „Damit müssen Unternehmen leben und schlicht ihre Leistungen verbessern„, meint Connected Marketing. Auf jeden Fall geben die 10 Punkte schon mal ein paar wichtige Hinweise für die Krisen-PR, die sich im Zuge von Web 2.0 verändern muss.

Eine Variante kommt in den 10 Tipps allerdings nicht vor: Einfach hinsetzen, Tee trinken und abwarten, bis sich der Sturm verzogen hat. Diese Form der Reaktion kann zwar, wenn man Pech hat, nach hinten losgehen – aber bei dem Tempo, mit dem immer wieder neue Säue durch Klein-Bloggersdorf getrieben werden, ist sie manchmal die effektivste Form.