Nachdem die renommierte PR-Agentur Edelmann mit ihren Flogs (Fake-Blogs) von einem Skandal in den nächstenstolpert und schon arg an Glaubwürdigkeit verloren hat, scheint sich in Deutschland etwas Ähnliches anzubahnen:Robert Basic, Don Alphonso und Peter Turi (friedlich vereint gegen die „Blogfälscher“) berichten über einen „Fake-Blog“ im German-Blog-Netzwerk des Holzbrinck-Verlages.
Christiane Wolff, Senior PR-Consultant bei der auf Tourismus spezialisierten PR-Agentur Wilde & Partner in München, schreibt (gemeinsam mit etlichen anderen AutorInnen) im reise blog des Netzwerkes. Über dies und das, aber auch recht häufig über das Reiseland Indien. Und das betreut sie auch PR-mäßig – etwa im Rahmen des Indien-Forums auf der Tourismusmesse der ITB.
Auch sonst trommelt Wilde & Partner für Reisen nach Indien: „Unvergessliche Erlebnisse erwarten die Gäste einer Rundreise zu den Superior First Class Hotels von Trident Hilton. Indiens berühmtestes Bauwerk, das Taj Mahal in Agra liegt genauso auf der Route wie die pinkfarbenen Paläste von Jaipur, der malerische Pichola See im romantischen Udaipur, Mumbais legendäres Nachtleben oder die bunten Bazare der indischen Hauptstadt. All diese Highlights lassen sich beliebig kombinieren, einzige Vorraussetzung ist ein Mindestaufenthalt von zwei Nächten in den gebuchten Hotels.“
Wo ist das Problem, wenn eine PR-Beraterin über ihre Reiseerlebnisse bloggt? Warum werden einige Blogger jetzt so sauer, dass sie zu solchen Worten greifen wie „Das ist mies, unanständig und unprofessionell, im höchsten Maß peinlich für Frau Wolff, die Agentur Wilde und vor allem für die Holtzbrinck-Gruppe“ (Peter Turi) oder „Das sind nicht Schwarze Schafe, das sind Eiterpickel, die man ausdrücken muss“ (Robert Basic).
Es ist nicht anzunehmen, dass die beiden das reise blog auf German Blogs regelmässig lesen und sich deshalb persönlich hinters Licht geführt fühlen. Es geht ums Prinzip. Darum, dass Weblogs für mehr Offenheit und Transparenz sorgen können (dazu gab es heute übrigens einen sehr schönen Artikel in der „Welt am Sonntag“ mit Beispielen aus dem US-Wahlkampf, den ich leider online nicht finde) und das sie durch solche Undercover-Aktionen in Mißkredit geraten. Enttäuschung halt und Wut auf die Urheber.
Was kann man daraus lernen? Fake-Blogs sind Unsinn und bringen höchstens kurzfristig einen (vermeintlichen) Vorteil. Denn früher oder später kommt doch Alles ans Licht. Und dann ist die Reputation der Agentur im Eimer, die Glaubwürdigkeit dahin. Selbst wenn das Krisen-Management funktioniert (was bei Edelmann nicht der Fall war), ist kaum noch was zu retten. Ich bin mal gespannt, wie Wilde + Partner sich diese Woche verhalten wird ….
Nachtrag: Christiane Wolff hat sich in „eigener Sache“ zu Wort gemeldet und auch ihre Selbstdarstellung im reise weblog von German Blogs geändert. Jetzt weiß jeder, dass sie für Wilde + Partner arbeitet. Ob die heile Blogger-Welt nun wieder in Ordnung ist? Peter Turi zeigt sich zumindest versöhnlich.
Und nun äußert sich auch die Holzbrinck-Tochter German-Blogs: „Einige Artikel sind in der Tat unglücklich … Aufgrund der gestrigen Diskussion haben wir uns erneut mit den Themen Glaubwürdigkeit, Identität und Schleichwerbung bei germanblogs.de auseinandergesetzt. Wir werden uns bestehende und künftige Beiträge genauer anschauen und löschen, wenn diese unseren Vorstellungen nicht entsprechen. Zusätzlich werden wir werden in den nächsten Tagen eine Blog-Richtlinie für germanblogs.de erarbeiten, die wir jedem von euch vorlegen werden. Feedback hierzu erwünscht! Hierbei geht es um Identität, Authentizität, Quellenangabe, Urheberrecht und Transparenz. …. Wir stehen Kritik und Fehlern offen gegenüber. …„
Von konkreten Konsequenzen ist zwar nicht die Rede. Aber der Schuß vor den Bug hat wohl gewirkt. Hätte ich nicht gedacht ….
Comment (1)
Undercover im Netz - Business -Software- und IT-Blog - Wir gestalten digitale Wertschöpfung| 30. Januar 2023
[…] brachten gefälschte Play Station Testberichte ins Internet und veröffentlichten einen sogenannten Flog (Fake Blog) der „All I want for xmas is a PSP“ hieß. Durch die IP-Adresse wurde der Fake aufgelöst und […]