Über Pokémon Go kann man durchaus geteilter Meinung sein. Manche haben keine Lust mehr, jedem Hype hinterherzurennen, andere sehen ein neues Zeitalter heranbrechen: „In einigen Jahren wird man von der Zeit vor und nach dem 6. Juli 2016 sprechen, geht es um digitale Geschäftsmodelle, Augmented Reality oder Mobile-Anwendungen.“ Wie das Spiel funktioniert und wer dahintersteckt, ist hier sehr schön unter dem Aspekt „Was bringt diese neue Plattform für Bibliotheken?“ zusammengefasst.

Aber wie dem auch sei: Pokémon Go wächst so rasant wie kein anderes soziales Netzwerk bzw. Mobile Game bisher und schickt sich an, andere Plattformen deutlich hinter sich zu lassen. Bei der Verweildauer ist das schon geschehen:
Infografik: Zeitfresser Pokémon Go | Statista
Und auch ein Blick auf die demographischen Daten der Mitspieler (auf Basis einer Umfrage) ist interessant:

  • Die Quote zwischen weiblichen und männlichen Spielern liegt etwa bei 50/50
  • Die Altersgruppe 25 – 34 Jahre ist am meisten vertreten
  • 16 Prozent der Befragten spielen mehr als vier Stunden am Tag
  • Zehn Prozent gaben zu, auf ein abgesperrtes Gelände eingedrungen zu sein, um zu spielen
  • Der durchschnittliche Gewichtsverlust liegt angeblich bei 1,6 Kilo
  • 44 Prozent der Spieler gaben an, ein historisches Denkmal zum ersten Mal dank Pokémon Go besucht zu haben
  • 35 Prozent haben vorher noch kein Pokémon gespielt
  • 18 Prozent schämen sich ihren Freunden zu sagen, dass sie spielen

Was bedeutet das für das Social Media Marketing?

Die Betreiber der neuen Plattform sind von ihrem Erfolg überrollt worden. Was sich nicht nur in ständigen Server-Abstürzen zeigt, sondern auch den noch fehlenden Marketing- und Werbeangeboten für interessierte Unternehmen. Hier ist allerdings schon einiges in Arbeit.

Sponsoring von Orten

Die Orte, an denen sich für das Spiel wichtige Treffpunkte wie PokéStops, Gyms und Arenen befinden, hat der Spieleentwickler-Firma Niantic weltweit vordefiniert. Es gibt aber bereits die Ankündigung, dass es künftig gesponsorte Orte geben wird. Händler, Gastronomen und andere Unternehmen könnten sich also demnächst einen solchen Treffpunkt für ihr Geschäft kaufen und dann Spieler (und somit auch Kunden) damit anlocken. Die wiederum werden dafür mit virtuellen Goodies belohnt. Es soll auch schon einen weltweiten Deal mit McDonald’s geben. Eventuell dauert es also nicht mehr lange, bis erste gesponserte PokéStops in den Filialen der großen Ketten auftauchen.

Verschenken von Items

Eine weitere Option: Besonders nützliche, vielleicht sogar einzigartige Gegenstände, die von den Spielern benötigt werden („Items“), können von Unternehmen bei den Plattform-Betreibern gekauft und dem eigenen Publikum kostenlos angeboten werden, wie das Anlocken besonders wertvoller Pokémon durch (käuflich zu erwerbende) Rauchbomben. Und mit Pokémon-Arenen, in denen die kleinen digitalen Monster mit Feuer, Blitz, Wasser und Krallen für den Ruhm ihrer Trainer kämpfen und die beispielsweise vor Schaufenstern platziert werden, lassen sich die Spieler dazu bringen, sich dort besonders lange aufzuhalten, was wiederum die Aufmerksamkeit für die ausgestellten Produkte steigern soll.

Seltene Pokémon loslassen

In den meisten Fällen fängt man derzeit nur gewöhnliche Pokémon wie Rattfratz oder Raupi. Sollte doch einmal jemand ein extrem seltenes Pokémon sichten, spricht sich das in den sozialen Netzen und Spielerforen sehr schnell herum. Sollte es in Zukunft möglich sein, als Unternehmen seltene Pokémon „einzukaufen“ und an gewählten Orten zu platzieren, könnte man dort sehr schnell zu wesentlich höheren Besucherzahlen kommen.

Was soll das Ganze bringen?

Aber unabhängig von solchen künftigen Werbemöglichkeiten im Spiel muss wie immer im Social-Media-Marketing am Anfang die Frage stehen: Was will ich als Unternehmen mit diesem Kanal erreichen? Das könnte beispielsweise eine Imageverbesserung und Steigerung der Markenbekanntheit bei einer besonders hippen Zielgruppe sein. Dann sind vielleicht die kommenden Logo- und Produktplatzierungen im Spiel das angemessene Mittel der Wahl – abhängig von den Preisen, die von den Plattformbetreibern künftig verlangt werden.

Ein Ziel könnte aber auch sein, junge Menschen in ein lokales Geschäft, ein Restaurant, ein Museum oder an ein Reiseziel zu locken. Dazu gibt es eine Reihe von Möglichkeiten und erste praktische Beispiele. Da Pokémon Go den Akku des Smartphones ziemlich schnell leersaugt, bieten kostenlose Ladestationen und freies WLAN die Chance, die Spieler zu einem längeren Aufenthalt zu bewegen – verbunden mit Essen, Trinken oder dem Erkunden der näheren Umgebung, während das Smartphone gerade wieder neue Power tankt. Und da Pokémon Go über weite Strecken ein äußerst geselliges Spiel ist, bei dem das Miteinander im Mittelpunkt steht, wird das Angebot eines „Stammtisches“ oder einer „Pokémon-Lounge“ zum Fachsimpeln bestimmt gerne angenommen.

Auf jeden Fall ist eine enge Vernetzung mit anderen Social-Media-Kanälen wie Facebook, Twitter oder Instagram angebracht. Denn dort tauschen sich die Spieler aus und man kann sich als Marke oder Unternehmen in die Diskussion einklinken.

Sechs konkrete Möglichkeiten für Pokémon Go Marketing

Erster Schritt: Schauen, ob es am eigenen Standort Pokémon-Aktivitäten gibt? Als das Crystal Bridges Museum of American Art festgestellt hatte, dass sich auf seinem Gelände welche rumtreiben, richtete es eine Webseite ein, auf der die kleinen Biester vor verschiedenen ausgestellten Kunstwerken zu sehen sind. Was Ähnliches machen die Wuppertaler Stadtwerke mit ihrer legendären Schwebebahn:

  • Bars und Restaurants, die das Glück haben, zufällig einen für die Spieler sehr wichtigen PokéStop in der Nähe zu haben, können einen erheblichen Zuwachs an Laufkundschaft verzeichnen – und setzen diesen Vorteil marketingtechnisch in Szene, beispielsweise mit Rabatt-Aktionen und Services für die Spieler. Das funktioniert sogar im B2B-Bereich, wie dieses Beispiel von Kaeser Kompressoren zeigt. Wer nicht das Glück hat, bereits einen PokéStop in der Nähe zu haben, kann diesen über ein Online-Formular beantragen. Vielleicht hilft das ja.
  • Ganz einfach: Aufsteller vor dem Geschäft oder ein Plakat der Tür mit dem Hinweis „Hier wurde das Pokémon XYZ gesichtet“ locken vorbeikommende Spieler an, die Location zu betreten und dort zu verweilen.
  • Lockmodule kosten per InApp-Kauf 91 Cent pro Stück, Rauchkapseln 72 Cent (bei größeren Stückzahlen sogar mit Mengenrabatt). Wenn man sie erwirbt und zu bestimmten Zeiten am eigenen Standort auslegt (und das natürlich vorher breit ankündigt), werden für 30 Minuten wilde Pokémon für alle Nutzer angelockt und sind ein wahrer Magnet für diejenigen, die sich in der Nähe auf der Jagd befinden. Zusätzlich können alle Spieler einen Rabatt auf das Essen, Trinken, den Eintritt ins Museum o.ä. erhalten, um einen zusätzlichen Anreiz zu schaffen.
  • Am Everyman Cinema im Bristol City Centre befindet sich ein Gym, unmittelbar am populären Restaurant The Cowshed. Viele Gäste dort nutzen ihr Smartphone, um während des Aufenthalts auf Jagd zu gehen oder ihre Pokémon zu trainieren. Wenn man nicht so ein Glück hat, lässt sich die Einrichtung eines Gym ebenfalls über das Formular bei den Plattformbetreibern beantragen.
  • Bayern Tourismus Marketing hat einen Pokémon-Reiseführer auf Blog-Basis gestartet, indem die besten Tipps für Pokéstops, Arenen oder Gyms und das Auftreten besonders seltener und wichtiger Monster gesammelt werden. So treibt sich Lapras z.B. in Neuschwanstein herum. Die Touristen aus aller Welt sind von diesem Service begeistert.
  • Abhängig von der Art des eigenen Geschäfts kann man als Gastgeber von virtuellen Schnitzeljagden in Erscheinung treten. So bieten Bars, Fitness Center oder Museen eine „Pokémon Night” an. Ein schönes Beispiel ist auch Virgin Active in London, die den ersten Pokérun 5k organisiert haben. In München wird am 27. Juli das Open Air Kino auf dem Königsplatz um ein „Pokémon Go Special“ erweitert. Hier will eine Eventagentur Lockmittel „versprühen“. Innerhalb von zwölf Stunden nach Veröffentlichung des Events auf Facebook waren beinahe 5000 Leute interessiert.

Und wie geht es weiter mit Pokémon Go?

Das Spiel wird permanent weiterentwickelt, nicht nur was die offiziellen Werbemöglichkeiten in der App angeht. Auch eine Desktop-Version ist wohl schon in Arbeit. Und von den über 700 verschiedenen Monstern sind derzeit nur 151 in der App verfügbar. Es wird also noch einige Updates, weitere Spielerlevel und Herausforderungen für die Fans geben. Und neue Möglichkeiten für das Marketing. Der Phantasie sind kaum Grenzen gesetzt.

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Comment (1)

  • Pokémon Go Marketing | NRW-Startups| 21. Juli 2016

    […] Konkrete Möglichkeiten für erfolgreiches Pokémon Go Marketing finden Sie hier. […]

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