Dass Journalisten nach drei Jahren einen alten Artikel rausholen und anschauen, was von dem damals Geschriebenen heute noch Bestand hat, ist eher selten. Das US-Magazin „BusinessWeek“ tut das mit großem Aufwand in seiner nächsten Ausgabe und das Ergebnis ist recht spannend. Es geht um die Titelstory „Blogs Will Change Your Business“ aus dem Jahr 2005, in der die Redaktion damals den Unternehmen dringend empfohlen hat, den sich anbahnenden Blog-Hype ernst zu nehmen.
Auf dem nächsten Titel der „BusinessWeek“ steht nun „Beyond Blogs“ – also „was kommt danach„. An der Bedeutung von Weblogs für die Unternehmenskommunikation will die Redaktion gar nicht rütteln, aber die Euphorie von damals ist dahin. Denn lediglich ein Viertel der erwachsenen Online-Bevölkerung in den USA – so Forrester Research – liest heute mindestens einmal im Monat ein Blog. Es gibt zwar in den Staaten „Megablogs“ wie TechCrunch, die inzwischen die Reichweite von etablierten Medien haben – aber das bleibt auch weiterhin die Ausnahme.
Doch Weblogs – und das ist laut „BusinessWeek“ die wesentliche Entwicklung der letzten drei Jahre – sind nur ein Element des „Do-it-Yourself-Web 2.0“. Von YouTube über Flickr bis zu den diversen Social Networks und die „Microblogging-Sensation“ Twitter gibt es heute ein weites Feld von neuen Anwendungen, die bisherige Kommunikationsmodelle auf den Kopf stellen. Deshalb heißt der neue Titel der aktualisierten und erweiterten Story von 2005 auf der Website der „BusinessWeek“ jetzt auch „Social Media Will Change Your Business„.
Vor allem auf den aktuellen Twitter-Hype fährt das Wirtschaftsmagazin ab und nennt ein paar interessante Beispiele: So soll der Computerhersteller Dell mit seinem Twitter-Service im vergangenen Jahr Neuaufträge im Wert von einer halben Million Dollar an Land gezogen haben. So eine Aussage lässt sich schwer nachprüfen, ein anderes Beispiel ist mir da einleuchtender: Bei der Recherche für den Text haben die Journalisten versucht, über die Pressestelle von Britisch Telecom (BT) Kontakt zu einem Manager des Unternehmens zu bekommen. Als nach einem Tag noch keine Antwort da war, versuchten sie es über das Weblog des gewünschten Interviewpartners und Twitter. Und siehe da: Der Mann meldete sich von unterwegs auf einer Dienstreise sofort bei der Redaktion.
„Man braucht keine Pressestelle mehr, sondern über Social Media erreicht man die Menschen direkt„, schlussfolgern die Journalisten. Na ja. Auf jeden Fall haben sie so erfahren, dass heute 16.000 BT-Mitarbeiter interne Wikis zum Wissensaustausch nutzen. Fast für jedes neue Projekt gibt es heute ein Wiki für die weltweite Kommunikation. Über 10.000 BT-Beschäftigte sind bei Facebook eingetragen und der Telekommunikationskonzern betreibt auch ein eigenes Social Network.
Ein anderer Aspekt in dem BusinessWeek-Artikel beschäftigt sich mit den Investitionen der Medienkonzerne in die Web 2.0-StartUps. Hier sind die Autoren skeptisch und erwarten eher noch eine Reihe von Flops. Aber, so ihr Fazit: „Selbst wenn – wie wir erwarten – die Blase platzt, wird die Macht von Social Media zur Veränderung unserer Geschäfte und der Gesellschaft weiter wachsen„.
Noch nicht in dem Artikel der „BusinessWeek“ besonders berücksichtigt wird FriendFeed. Der Social-Media-Aggregator gilt ja als das „nächste heiße Ding„, das womöglich Weblogs und Twitter ablöst. So ganz mag ich zwar die Relevanz fürdas PR-Geschäft noch nicht erkennen – aber weil Dabeisein auch im Bereich Social Media bekanntlich alles ist, hat conosco jetzt auch einen eigenen FriendFeed-Raum. Abonnenten sind natürlich gerne willkommen.